Mittagstisch

12.30 Uhr. Aus allen 3 Gruppen treffen die Kinder, die zum Mittagessen bleiben, im Saal ein. Ihre Kindergärtnerin begleitet sie nach oben und verabschiedet sich. Die Tische sind sorgfältig und liebevoll gedeckt mit farbigen Tellern, Servietten und Besteck. An jedem Stuhl hängt eine Schürze mit Namen. Erwartungsvoll suchende Blicke der eben Angekommenen: Wo sitze ich heute? Was wird es geben? Rohkost als Vorspeise, das sieht man. Aber danach? Unsere Küchenkraft, die nun fröhlich lächelnd den Kindern beim Schürzenbinden hilft, verrät nichts. Wir Erzieherinnen auch nicht. Bald sitzen alle an ihren Plätzen. An jedem Tisch sitzt auch ein Erwachsener, zum Helfen. Außer an Einem: den Vorschulkindern wird zugetraut, dass sie sich schon selber helfen können. Es wird still. Ein kurzes Gebet leitet das Essen ein. Die Kinder nehmen sich von den Rohkosttellern, was ihnen schmeckt. Manche dippen ihr Gemüse gerne in das Kräutersalz, das in der Tellermitte ausgestreut wird. Ganz entspannt und ruhig ist die Atmosphäre, denn die Kinder sind nun müde und hungrig. Keiner braucht sich zu beeilen, denn es ist genug von allem da.
Nun sind die Teller leer und die Stimmung wird sofort wacher und lebendiger. Die „Gläserverteiler“ und „Wasserausschenker“ machen sich mit Eifer an die Arbeit. Die Erwachsenen holen inzwischen die Schüsseln mit dem Hauptgericht. Für Kinder mit Nahrungsmittelallergien gibt es Extra-Schüsseln. Beim Austeilen achten wir Erzieher genau auf die individuellen Mengen und Vorlieben der Kinder. Neue Gerichte dürfen vorher probiert werden. (Diese Mühe lohnt sich: die meisten Kinder essen ihre Teller leer). Wieder kehrt Ruhe ein, alle warten auf das kurze Signal einer Erzieherin: “Lasst es euch gut schmecken“. Danach hört man eine ganze Weile nur das Geklapper von Besteck und Geschirr. Bei der täglichen Vielfalt eines 3-Gänge-Menüs ist für jeden etwas dabei, was ihm schmeckt.
Allmählich werden die Kinder satt. Man hört es an den zunehmenden Gesprächen der Größeren. Unsere Jüngsten dagegen werden in der Regel immer stiller. Manchen fallen die Augen zu. Behutsam werden sie von uns Erzieherinnen auf eine vorbereitete Ruhematte gelegt und mit einer weichen Decke zugedeckt. Nicht selten schlafen diese Kinder tief und fest, bis ihre Eltern kommen.
Beim Umdecken für den Nachtisch wird auf Wunsch noch einmal Wasser nachgeschenkt. Das gemeinsame Danken rundet die Mahlzeit ab. –Und nun wird es mit einem Mal laut: das ist der Moment, wenn fast alle gleichzeitig aufstehen und dabei mit ihren Stühlen rücken. Die Kinder ziehen nun selbstverständlich ihre Schürzen aus, falten sie und legen sie.