Beziehung

Der Mensch lernt das Menschsein nur vom Menschen - diese erfahrene und erkannte Überzeugung kennzeichnet vielleicht an erster Stelle den Waldorfkindergarten.
Das kleine Kind braucht dabei den vertrauten Erwachsenen, der es in liebevoller Weise mit seinen Stärken und Schwächen wahrnimmt und von dem es sich angenommen und geachtet fühlt. In einem solchen Klima der Geborgenheit kann das Kind einerseits sein ureigenstes Wesen frei entfalten und andererseits Orientierung finden.
Es wird unwillkürlich damit beginnen, den Erwachsenen nachzuahmen: Den freundlichen Umgangston ebenso wie die ärgerlichen Worte. Die kreative Schaffenskraft genauso wie die lustlose Passivität. Das Kind erzieht sich an uns. „Lernen durch Nachahmung" heißt vielleicht das wichtigstes Entwicklungsmotiv der frühen Kindheit. Das bedeutet, dass der Erzieher immer wieder bei sich selbst mit dem Erziehen anfangen muss. Auch er ist ein werdender und keineswegs fertiger Mensch. Erziehung wird somit als Vorgang betrachtet, an dem das Kind aktiv beteiligt ist. Dem Erwachsenen fällt dabei vor allem die Aufgabe zu, für die günstigste Umgebung zu sorgen: durch eine warmherzige Atmosphäre, bewusste Selbsterziehung, freudiges Tätigsein, freundliche Raumgestaltung, natürliches Spielzeug und einen wohltuenden Rhythmus. Einiges davon wollen wir Ihnen in den nun folgenden Abschnitten ein wenig näher bringen.